Sicherheit islamischer Einrichtungen

Die Moscheen der IGGÖ entwickelten sich in den vergangenen Jahren Schritt für Schritt von kaum wahrnehmbaren Gebetshäusern zu öffentlich zugänglichen, sichtbaren und würdigen Gebäuden, die sich vermehrt durch ihre vielfältigen sozialen Angebote, interkulturelle und interreligiöse Zusammentreffen und die Kontaktsuche zur Nachbarschaft auszeichnen. Dies ist zwar eine sehr positive Entwicklung, gleichzeitig steigt mit der Sichtbarkeit aber auch die Gefahr von Angriffen auf eben diese Gemeinden. So kam es in den vergangenen Jahren österreichweit vermehrt zu Angriffen auf Moscheen der IGGÖ. Dabei handelte es sich um Akte von Vandalismus und Sachbeschädigung sowie die Anbringung von Droh- und Hassbotschaften mit rassistischen, verhetzenden und zum Teil auch die nationalsozialistischen Verbrechen verherrlichenden Inhalten. 

Die besorgniserregende Mehrung solcher Anschläge führten dazu, dass die Sicherheit von Moscheen und der Bedarf an gezielter Unterstützung und Schulung in den Mittelpunkt der Arbeit der Gemeindeabteilung der IGGÖ rückten. Um den notwendigen Schutz und damit das verfassungsrechtlich garantierte Grundrecht der freien Ausübung religiöser Praxis sicherzustellen wurde nicht nur der Austausch mit den zuständigen Sicherheitsbehörden und dem Bundesministerium für Inneres intensiviert, sondern auch ein Konzept für Sicherheitsschulungen für die Einrichtungen der IGGÖ erarbeitet. 

Kooperation mit SOAR

Sicherheitsschulungen für Funktionär*innen der IGGÖ und Moscheepersonal 

In Kooperation mit der Organisation Enhancing Faith Institutions startete im Herbst 2022 das von der Europäischen Kommission finanzierte Projekt “Stärkung der Sicherheit und Widerstandsfähigkeit gefährdeter religiöser Stätten und Gemeinschaften” (Strengthening the security and resilience of at-risk religious sites and communities), kurz SOAR. 

Die kostenlosen Schulungen und Workshops fanden zunächst für Funktionär*innen der IGGÖ und Moscheen in der Bundeshauptstadt statt und wurden in einem nächsten Schritt sukzessive auf ganz Österreich ausgeweitet. Teilnehmer*innen werden dabei durch das Konzept “Security by Design” (SBD) Kenntnisse in Bereichen wie Raumplanung, kommunale Sicherheit, Resilienzaufbau und Zusammenarbeit mit Sicherheitsbehörden vermittelt und darin geschult, auf Sicherheitsbedrohungen adäquat zu reagieren.  

Sicherheitstraining für Frauen und Mädchen

Angriffe auf Mädchen und Frauen in der Nähe von Gotteshäusern verdeutlichen, wie dringend notwendig Schulungen zum Thema Sicherheit für diese Zielgruppe sind. Im Rahmen der Kooperation mit bietet die IGGÖ daher kostenlose Schulungen an, die auf den ermittelten Bedürfnissen von Jugendlichen und Frauen basieren.

Zu den in dieser Schulung behandelten Themen gehören:

  • Sicherheit im Internet und auf Sozialen Medien
  • Sicherheit im öffentlichen Raum
  • Bedrohungen
  • Tipps zur Verbesserung der persönlichen Sicherheit

Die Schulungen geben Frauen und Mädchen praktische Mittel an die Hand, um ihr persönliches Bewusstsein für die Sicherheit in und um Gotteshäuser zu stärken. Das Training ist interreligiös ausgerichtet und soll auch für dem Austausch von Sorgen und Erfahrungen mit Mitgliedern anderer Kirchen und Religionsgemeinschaften dienen.

Kooperation mit Gemeinsam.Sicher 

Im Herbst 2021 gaben die Landespolizeidirektion Wien und deren Referat Minderheitenkontakte im Rahmen der Initiative Gemeinsam.Sicher den Anstoß für ein gemeinsames Pilotprojekt im 2. und 20. Wiener Gemeindebezirk. Im Vordergrund des Projekts steht die Förderung und Koordination des professionellen Sicherheitsdialogs zwischen Polizeidienststellen und den Moscheen der IGGÖ. Dadurch soll das Vertrauen in die Arbeit der Polizei erhöht und der gesellschaftliche Zusammenhalt gestärkt werden. Schwerpunkte bilden unter anderem Hilfeleistungen in Bereichen wie der Jugendarbeit und Präventionsarbeit, Mediation in Nachbarschaftsangelegenheiten und die Sicherheit religiöser Stätten. 

Das Projekt wurde schließlich im Februar 2022 bei der Projektvorstellung in der Moschee der ATIB in der Wiener Dammstraße lanciert. Seither haben Vertreter*innen der Moscheen und der Polizei die Möglichkeit, sich regelmäßig über aktuelle Ereignisse und Herausforderungen in ihren Grätzeln auszutauschen, seien es nachbarschaftliche Beziehungen, Drogenprävention oder die Aufklärung rassistischer Angriffe auf Moscheen. Der Austausch im vertrauten Rahmen und die Begegnungen auf Augenhöhe fördern einen wertschätzenden, respektvollen Umgang und das Verständnis füreinander. Mit ihrer Teilnahme an der Initiative Gemeinsam.Sicher leisten Mitglieder der IGGÖ und die Grätzelpolizist*innen einen nachhaltigen Beitrag zur sozialen Kohäsion. 

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